„Wissen Sie, was ich ganz furchtbar finde?“, fragte mich einmal eine Teilnehmerin. “Also wenn im Seminar jemand so anfängt: “Hallo, ich bin Klaus, 31 Jahre alt, Teamleiter im Vertrieb, und ich arbeite seit 10 Jahren im Unternehmen. Ich habe auch eine Frau und zwei Kinder. In meiner Freizeit …„ – wenn nach solch einem Statement die Teilnehmergruppe dann noch klatscht, komme ich mir vor wie in einer Selbsthilfegruppe! Das ist so ein typisches Revierverhalten, bei dem der Mensch, die Persönlichkeit gar nicht zum Vorschein kommt!“
Je nach Unternehmenskultur ähnelt eine Vorstellungsrunde im Seminar dem Treffen einer Selbsthilfegruppe. Solche ersten Eindrücke zum Beginn eines Seminars können die weitere Zusammenarbeit in der Gruppe beeinflussen. Darum gestalten wir das Kennenlernen im Seminar und den ersten Austausch in der Gruppe sehr abwechslungsreich. Denn wenn man einschätzen kann, welche unterstützenden Ressourcen und Kompetenzen „hinter“ einer Position, Funktion oder Titel verborgen sind, dann schafft das Vertrauen und Sicherheit sowie einen enormen Gestaltungsraum für die eigenen Anliegen.
Da ich mich als „Gastgeber der Veranstaltung“ natürlich an diesem Kennenlernprozess beteilige, habe ich schon viele, viele Fragen zu meiner Person beantwortet. Die „Top Ten“ der ungewöhnlichen Fragen und meine Antworten darauf finden Sie hier:
“Was qualifiziert Sie für diesen Job?”
Die Frage können Teilnehmer/-innen und Kunden eigentlich besser beantworten. Denn ich arbeite ziel- bzw. ergebnisorientiert, und diese Ziele oder die gewünschten Ergebnisse werden mir von den Kunden und Teilnehmer/-innen vorgegeben. Was in Feedbackgesprächen oft als sehr zielführend wahrgenommen wird, das ist die Kreativität und Flexibilität, mit der ich die Anliegen der Teilnehmer/-innen im Abgleich mit den vorgegebenen Seminarinhalten „verwebe“. So wird aus einem abstrakten, theoretischen Thema ein mehr oder weniger persönliches „Ding“. Und dabei helfen mir sicherlich meine beruflichen Qualifikationen und Stationen – wesentlich wichtiger erscheint mir jedoch die Bereitschaft zu einer offenen, authentischen und wertschätzenden Zusammenarbeit mit den Teilnehmern/-innen.
“Wie macht man Sie sich zum Feind?”
„Feind“ ist ein mächtiges Wort! Es wirkt auf mich statisch und allumfassend im Hinblick auf Raum und Zeit. Mit einem Feind würde ich keinerlei Kontakt pflegen und ihm mit einer Gleichgültigkeit bzw. Feindlichkeit begegnen, die eine Nähe unmöglich machen. Da ich aber privat und beruflich selbst immer wieder auf eine 2., 3. Und X. Chance angewiesen bin, verzichte ich lieber auf eine „Feind-Schublade“, in die ich Menschen hineinstecke.
Menschen, die bei mir spontan einen „Brechreiz“ auslösen, sind Selbstdarsteller, die sich durch ihr abwertendes Verhalten auf Kosten ihres Umfeldes in Öffentlichkeit profilieren wollen. Das können z. B. Menschen des öffentlichen Lebens sein (Oliver Pocher , Desiree Nick, Wolfgang Kubicki, Ralf Stegner, Kevin Kühnert, Donald Trump und wahrscheinlich noch einige andere). Aber auch bei Menschen in meinem beruflichen wie privaten Umfeld springe ich auf solch einen (selbst-)verletzenden Umgang mit anderen sofort an. Ich finde es schade, dass ich solche Abneigungen gegenüber Unbekannten entwickeln kann.
Und sicherlich sagt meine Abneigung gegenüber solchen „Selbstinszenierern“ mehr über mich und Biografie aus als über die Betroffenen aus. Aber: Nobody ist perfekt! Und ich beobachte meine Ambivalenz sehr genau! Ansonsten hasse ich Illoyalität gegenüber mir oder anderen, wenn dadurch „Herzensanliegen“ und Übereinkünfte einseitig gebrochen werden und Träume zerstört werden, wenn Vertrauen und Sicherheit in einer Beziehung verloren gehen.
“Wann würden Sie Ihren Job freiwillig aufgeben?”
Aufgeben würde ich den Job wahrscheinlich nie! Aber die Form, wie ich meinen Job auslebe, die hat sich in den letzten Jahren schon häufig verändert. Als meine Kinder z. B. klein waren, habe ich mich bemüht, so oft wie möglich zuhause zu sein. Das führte dazu, dass ich meine Aktivitäten im europäischen Umland (Österreich, Italien, Portugal etc.) immer mehr herunterschraubte. Und erst mit zunehmendem Alter der Kinder habe ich meine Reiseaktivitäten ausgedehnt. Andere berufliche Situationen (Anm.: Das betrifft auch die momentane „Corona-Pandemie“!) haben eher zu einer Verlagerung meiner Aktivitäten geführt (mehr Coaching als Seminar, mehr regionale Aktivitäten als nationale Verpflichtungen oder „Online-Veranstaltungen“ statt Präsenzseminare). Aber freiwillig würde ich meinen Job momentan nicht aufgeben wollen!
“Was macht Ihnen in Ihrem Job am meisten Spaß?”
Das ist definitiv der „kollegiale“ Austausch mit Kunden und Teilnehmern/-innen! Wenn es uns gelingt, „auf Augenhöhe“ einen kreativen Gestaltungsraum zu schaffen, der die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass unternehmerische Ziele oder persönliche Anliegen erreicht werden können, dann macht mich das an! Ausserdem verstehe mich in meiner Rolle als Trainer oder Coach immer auch als Lernender. Deshalb absolviere ich bei Kunden, für die ich mehrere Seminare abhalte, in der Regel auch ein Praktikum. Es gibt so vieles Interessantes und Lehrreiches, was Teilnehmer/-innen mitzuteilen haben. Und davon profitiere auch ich. Also ist jedes Seminar, jeder Workshop auch eine Weiterbildung für mich.
“Gibt es ein “Lebensmotto”, dass Sie begleitet?”
Es gibt definitiv zwei „Lebensmottos“, die mich im Reden, Denken und Handeln beeinflussen: Das erste Lebensmotto prägt mich seit meiner Jugend und hat mich wohl auch bei der Studienwahl beeinflusst: „Das Gute, das ich tun will, das tue ich nicht. Das Schlechte, dass ich nicht tun will, das tue ich!“ Dieses Phänomen und vor allem die Suche nach einer Lösung für dieses Phänomen prägt mein privates wie berufliches Engagement. Das zweite Lebensmotto lautet: „Gestalte Dein Leben so, dass Du keinen Urlaub davon brauchst!“ Gerade weil ich meinen Job so gerne mache und gleichzeitig ein absoluter Familienmensch bin, muss ich aufpassen, dass ich mich nicht freudig und leidenschaftlich verausgabe! Darum habe ich dieses Motto auch als Bildschirmschoner auf meinen Rechnern. Als Merkhilfe und Einladung zum kurzen Innehalten hilft mir der Spruch immer wieder, mich und meine Aktivitäten herunterzufahren.
“Was war der bisher unangenehmste Moment in Ihrem Berufsleben?”
Ich würde für solche Momente nicht das Wort „unangenehm“ verwenden. Das würde nämlich bedeuten, dass eine Situation nicht meinen Vorstellungen entsprach, und ich sie deshalb als „unangenehm“ wahrgenommen habe. Ich würde stattdessen sagen: „Es gab unzählige Situationen, in denen ich zu einem Handeln gezwungen war, das ich überhaupt nicht „auf dem Plan“ hatte und mich an meine Grenzen gebracht hat“. Dazu gehörte in meinem ersten Berufsleben im Rettungsdienst das Überbringen von Todesnachrichten, weil „meine“ Notärzte einem Theologen bei solch einem sensiblen Thema eine höhere Kompetenz zusprachen. Und als Trainer ist es mir mal passiert, dass ich trotz guter Auftragsklärung mit dem Inhaber, Prokuristen und Abteilungsleiter mit einem Thema auf die Mitarbeiter/-innen „losgelassen“ wurde, obwohl der Grund für die schlechte Leistung der Abteilung ein nachweisliches Fehlverhalten der Geschäftsführung (also meiner Auftraggeber) gegenüber diesen Mitarbeitern/-innen war. Da fühlte ich mich missbraucht und „vor einen den Karren gespannt“.
“Was würden Sie in einem zweiten Leben beruflich anders machen?”
Beruflich gesehen bin ich ein „bunter Hund“. Es gibt eine Vielzahl beruflicher Stationen, durch die heute diese Freude an meinem Job erleben darf. Diese Stationen haben aber auch viel Zeit und noch mehr Kraft gekostet! Heutzutage gibt es ganz andere und bessere Möglichkeiten, sich für meine Tätigkeit zu qualifizieren. In einem zweiten Leben würde ich wahrscheinlich Psychotherapie studieren, ein Studiengang, der in Deutschland erst 2020 angeboten wird. Alternativ wäre es sonst ein Medizinstudium zum Facharzt für Psychosomatik mit anschließender therapeutischer Ausbildung.
“Was macht Ihnen privat oder beruflich am meisten Angst?”
Ich kann das gar nicht in „beruflich“ und „privat“ unterscheiden. Angst im Sinne eines emotionalen Zustandes ist unabhängig vom Lebensumfeld. Sei es ein privater oder beruflicher Reisegrund: Müsste ich dafür Impfungen in Kauf nehmen, dann kommt eine unangenehme Angst vor Spritzen in mir hoch. Mittlerweile hat sich diese Angst aber nach einem Unfall mit vielen anschließenden Blutuntersuchungen sehr stark verbessert. Genauso ist es mir auch mit Zahnärzten ergangen. Ein Zahnarzttermin wird mir heute noch als Zettel, SMS-Nachricht übergeben, und meine Frau trägt sich die Termine sicherheitshalber auch in ihren Kalender, damit ich ihn nicht aus Versehen „vergesse“! Mittlerweile ist das aber auch mehr ein Ritual, da ich in den letzten Monaten mindestens zweimal pro Monat beim Zahnarzt war. Ich würde mich freuen, wenn solch ein Gewöhnungsprozess auch noch im Umgang mit Spinnen passieren würde. Ich weiß nur nicht, welch ein Anlass eine intensivere Auseinandersetzung mit diesen Viechern ermöglichen würde! Also: Spritzen, Zahnärzte und Spinnen mindern regelmäßig und kurzzeitig meine Lebensqualität!
“Welchen Traum würden Sie sich gerne noch erfüllen?”
Ich bin gerade dabei, mir einen Lebenstraum zu erfüllen! Ich liebe meinen Job unter anderem wegen der vielen Gespräche und den Möglichkeiten, Menschen bei der Lösung herausfordernder Lebenssituationen zu unterstützen. Leider hat sich das in den letzten Jahren jedoch als „Saisongeschäft“ entwickelt. Aufgrund der Planungen unserer Kunden bin ich von März bis Juni und von September bis November im „Dauereinsatz“. Durch Feier- und Ferientage ist es in den restlichen Monaten gar nicht so einfach, alle Kundenanfragen unter einen „Hut“ zu bringen. Darum arbeiten wir gerade an einer anderen Struktur bei der Planung unserer Termine, und wir haben mit sog. offenen Seminaren und Online-Dienstleistungen unser Seminarangebot erweitert. Dadurch können wir den monatlichen Reiseaufwand optimieren, und ich schaffe mir ein ausgewogeneres Arbeitsleben. Einen weiteren Lebenstraum erfülle ich mir gerade, indem ich mich auf die Prüfung zum Heilpraktiker für Psychotherapie vorbereite. Dadurch kann ich zum einen eine Dozententätigkeit in diesem Bereich beginnen und endlich meine lang ersehnte Praxis eröffnen.
“Wie sind Sie denn so als Mensch?”
Da sollte man besser meine Familie, Freunde, Kollegen, Bekannte und der Fairness halber auch die Menschen um mich herum fragen, die mich nicht mögen! Ich glaube, ich wäre bei einer Bewertung nicht objektiv genug! Denn natürlich finde ich mich ganz ok! Wenn hinter der Frage die Vermutung steckt, dass ich als Privatperson ganz anders wäre als in einem Seminar als Trainer oder als Coach, dann kann ich mit gutem Gewissen sagen: „Privat wie beruflich gibt es da keine Unterschiede: Ich bin einfach ein Mensch mit unterschiedlichen beruflichen wie privaten Facetten. Ich genieße meine Stärke (Loyalität, Ehrlichkeit, meinen wertschätzenden Umgang mit Menschen) genauso intensiv, wie mich meine Schwächen (Tendenz zum Perfektionismus, meine z. T. umständliche Art, Dinge zu erledigen, meine Penetranz beim Hinterfragen von Situationen) ärgern. Ich habe nichts Besonderes an mir, will auch nicht besonders sein. Ich möchte ehrlich und authentisch mein Leben mit anderen Menschen teilen und meinen Beitrag dazu leisten, dass es diesen Menschen um mich besser geht!“
P. S. Die “klassischen” Eckdaten zu mir finden Sie in der Navigationsleiste unter: Über uns → Sönke Thomssen.